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SUPERFOOD oder super fake?

Klar ist, dass der "gemeine Bocks-Dorn" unbedingt einen Marketing tauglicheren Namen brauchte, um als Goji-Beere für seine antioxidative Wirkung berühmt zu werden! Und gäbe es für die gute, alte Kartoffel so viel Marketing wie für Süßkartoffel, Quinoa und Co., wäre die heimische Erdknolle wahrscheinlich für ihren hohen Gehalt an Vitaminen (B und C) sowie Mineralstoffen (Kalium, Calcium, Phosphor und Magnesium) weit und breit bekannt.

Aber was steckt wirklich hinter den sogenannten Superfoods?


Betrachtet man die offiziellen Angaben auf den Nährwerttabellen der verschiedenen Superfoods, ist nicht zu bestreiten, dass Superfoods gute Lebensmittel sind. Man bedenke (Marketing hin oder her!), dass in Deutschland Angaben zu Vitaminen und Mineralstoffen auch nur erfolgen dürfen, wenn sie in signifikanten Mengen vorkommen (d.h. mind. 15 Prozent der empfohlenen Tagesdosis in 100g des beworbenen Lebensmittels).


Klingt nach einem "Aber":

Superfoods haben deshalb noch längst keine Wunderwirkung. Sie kommen meist von weit her, sind verhältnismäßig teuer und oft relativ schadstoffbelastet! Wie lösen wir das Problem? Die Kartoffel tut es! In anderen Worten: indem wir auf heimische Superfood-Alternativen zurückzugreifen z.B. Leinsamen, Heidelbeeren oder Brokkoli. Denn laut Verbraucherzentrale ist der gesundheitliche Mehrwert von Superfoods im Vergleich zu den heimischen Lebensmitteln wissenschaftlich nicht bewiesen.



Superfoods: Der Vergleich

OMEGA-3-FETTSÄUREN: Chiasamen vs. Leinsamen

Sofern du nicht vor hast, einen Pudding herzustellen, also die Chiasamen nicht für ihre extreme Quellfähigkeit benötigst, kannst du ebensogut auf Leinsamen zurückgreifen. Sie enthalten sogar noch etwas mehr Omega-3, können außerdem in Europa angebaut werden und kosten, nicht wie Chiasamen 20 €, sondern ca. 3 € pro Kilo.

Leinsamen sind außerdem besonders reich an sogenannten Lignanen. Diese dem körpereigenen Östrogen ähnlichen Phytohormone haben einen ausgleichenden Effekt auf den Hormonhaushalt der Frau.

Zwar weisen die exotischen Chiasamen gegenüber den heimischen Leinsamen einen höheren Gehalt an Vitamin A und Kalzium auf, sie enthalten aber im direkten Vergleich auch weniger Kalium und Vitamin E.

Magnesium, Eisen und Zink sind in beiden Ölsaaten zu ähnlichen Anteilen enthalten und auch der Ballaststoffgehalt ist in beiden Samen hoch.

Ähnliches gilt für Avocados vs. Walnüsse:

Während Avocados für ihren hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren als Superfood angepriesen werden, weisen Walnüsse nicht nur einen höheren Gehalt an eben diesen auf, sondern sind außerdem auch in Europa anzubauen, ganz ohne mexikanischen avocado war.


VITAMIN C: Goji-Beeren vs. schwarze Johannisbeere

Die Goji-Beere gilt dank ihres hohen Gehalts an Vitamin C als Wunderfrucht! Jedoch enthalten schwarze Johannisbeeren und Sanddorn nicht nur mehr Vitamin C, sie sind auch deutlich preiswerter, kalorienärmer und können als heimische Alternativen frisch angeboten werden. Goji-Beeren hingegen sind meist nur getrocknet erhältlich.

Kommen wir zur Öko-Bilanz: In Sachen Nachhaltigkeit sind Goji-Beeren definitiv kein Superfood. Obwohl sie problemlos bei uns angebaut werden könnten, stammen die Beeren meist aus China oder von Übersee. Grund dafür ist die Ernte per Hand, diese ist in Deutschland schlichtweg zu teuer.

Wichtig ist: wenn Goji, dann Bio! Denn laut Öko-Test sind die Beeren aus konventionellem Anbau hochgradig mit Schadstoffen (Pestizidrückständen) belastet.


ANTIOXIDANTIEN: Açai-Beeren vs. Heidelbeeren

Açai-Beeren sowie andere blaue Obst- und Gemüsesorten weisen einen hohen Gehalt an natürlichen Pflanzenfarbstoffen (Anthocyan) auf. Diese sollen eine antioxidative Wirkung haben. Heimische Pflanzen wie Heidelbeeren, Sauerkirschen, Holunder, blaue Trauben oder Rotkohl stehen der exotischen Beere in Sachen Anthocyanen jedoch in nichts nach.


EISEN: Quinoa vs. Hirse und Hafer

Der ursprünglich aus der Andenregion Südamerikas stammende Quinoa ist besonders für Veganer eine attraktive Eisen- und Eiweißquelle. Unser Körper kann das im Quinoa enthaltene Eiweiß gut in körpereigenes Protein umwandeln (man spricht hier von einer hohen biologischen Wertigkeit). Außerdem ist Quinoa von Natur aus glutenfrei. Leider wird Quinoa meistens aus Südamerika importiert und wieder zeigt ein Blick auf die Nährwerttabelle: auch die in Europa heimischen (Pseudo-)Getreide Hirse und Hafer verfügen über wertvolle Proteine und reichlich Eisen. Merke: Sowohl Hirse als auch Hafer sind glutenfrei. Der Irrglaube, dass Hafer nicht glutenfrei sei, stammt daher, dass er häufig in Mühlen verarbeitet wird, welche auch glutenhaltige Produkte herstellen und daher nicht als glutenfrei deklariert werden kann.


CHLOROPHYLL: Weizengras vs. Brokkoli

Das Wort Chlorophyll setzt sich aus den altgriechischen Begriffen "chlōrós" (= hellgrün, frisch) und phýllon (Blatt) zusammen und bedeutet also Blattgrün. Es ist in allen grünen, pflanzlichen Lebensmitteln enthalten.

Weizengras verdankt seine Beliebtheit einem hohen Chlorophyllgehalt und wird gerne roh, in Smoothies oder als Shots verzehrt. Es ist das grüne Elixier, das Hippies trinken, bevor sie zu ihrem Trommelkreis gehen! Zwar wächst das Weizengras auch in Europa sehr gut (nämlich im Frühjahr hektarweise auf deutschen Äckern), doch stammen viele Weizengrasprodukte aus Asien, sind dadurch nicht frisch (Kapseln oder Pulver) und weisen nicht selten eine hohe Schadstoffbelastung auf.

Wer trotzdem nicht drauf verzichten mag: sicher schadstofffrei ist Weizengras von daheim auf der Fensterbank. Und das gesundheitsfördernde Chlorophyll ist genauso in allen grünen Gemüsesorten, wie z.B. Brokkoli, Spinat und Grünkohl und in (Wild-)Kräutern wie Petersilie, Brennnessel und Löwenzahn enthalten. Am besten sollten Chlorophyllhaltige Lebensmittel roh verzehrt werden, da der Kochvorgang das Chlorophyll größtenteils zerstört.




ZUSAMMENGEFASST: DIE NACHTEILE

  • Frische: Exotische Lebensmittel haben einen hohen Nährstoffverlust durch weitere Transportwege.


  • Qualität: Viele Exportländer besitzen weniger strenge Qualitätskontrollen hinsichtlich des Verbraucherschutz als Deutschland.


  • Ökologischer Fußabdruck: Weite Transportwege sorgen für eine schlechte Öko-Bilanz.


  • Preis: Der Import aus aller Welt ist nicht nur schlecht für die Umwelt und vermindert die Qualität der Produkte. Er sorgt auch dafür, dass die Preise für Superfoods in der Regel um ein Vielfaches höher liegen als die der lokalen Produkte.


Das Ergebnis: frisch und regional gewinnt gegen exotisch und teuer. Wer hätte das gedacht?




Foto einer Wildkräuterwiese.

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